Von Leo Setz | 25. Juni 2018
In unseren Expertentipps dieser Woche geben unsere hauseigenen Experten Auskunft darüber, wie Sie den Wert eines klassischen Gemäldes bestimmen können.
Der Künstler
Der Künstler ist der wichtigste Faktor, der den Wert eines Gemäldes ausmacht. Den Maler eines klassischen Gemäldes kann man einfachsten an der Signatur und dessen Stil erkennen. Besonders entscheidend ist dabei seine historische Bedeutung und sein künstlerischer Output. Arbeiten von Malern, die eine wichtige Rolle in der Kunstgeschichte gespielt haben, sind in der Regel wertvoller als Gemälde von Künstlern, die nur für ein sehr begrenztes Gesamtwerk bekannt sind.
Echtheitszertifikate
Der Nachweis der Echtheit eines klassischen Gemäldes ist im Vergleich zu zeitgenössischen Werken nicht so einfach. Denn in der Regel kann man den Künstler nicht mehr fragen. Echtheitszertifikate sind hilfreich. Unter Umständen können sogar Labortestes erforderlich sein, um herauszufinden, ob eine Arbeit echt ist. Die Bedeutung eines Echtheitszertifikat nimmt auf dem heutigen Kunstmarkt zu, da immer mehr private Verkäufer auf den Markt strömen und Bilder ohne professionelle Begleitung in Auktionen ankaufen. Es versteht sich von selbst, dass eine Zertifizierung dabei hilft, die Echtheit eines Gemäldes zu bestätigen. Somit werden Echtheitszertifikate oder Laborberichte den Wert eines Gemäldes stützen oder sogar erhöhen.
„Schitterende roze roos“ von Jan Voerman Jr. (1890 - 1976), verkauft für 2.600 Euro in unserer Klassische Kunst Auktion im Jahr 2017
Thema
Das Thema eines Gemäldes ist nicht nur eine Frage des Geschmacks. Manche Abbildungen sind ganz grundsätzlich beliebter als andere. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Akt einer schönen Frau im Vergleich zu einem Porträt eines alten Mannes. Sind Zustand, Technik und Farben gleich, wird Ersteres unter Käufern immer beliebter sein. Allerdings ist es auch wichtig, mehrere Faktoren Ihres klassischen Gemäldes im Kontext zu betrachten, weil diese sich gegenseitig beeinflussen. Ein Portrait eines alten Mannes mit einer ausführlichen Zertifizierung von einem etablierten Künstler wird wiederrum mehr wert sein als ein Akt eines unbekannten Künstlers ohne Echtheitszertifikat. Dieses Thema werden wir bei der Erklärung der nachfolgenden Faktoren weiter ausführen.
Provenienz
Die Provenienz, also die Herkunft, ist der Schlüsselfaktor und umso wichtiger, wenn sie gut dokumentiert ist. Je weiter die Provenienz eines klassischen Gemäldes zurückverfolgt werden kann, desto höher ist der Wert, der erzielt werden kann. Außerdem sollte man darauf achten, ob das Werk in den Catalogue Raisonné (sofern vorhanden) eines Künstlers aufgenommen wurde und ob sich die Arbeit vielleicht sogar im Besitz einer bekannten Persönlichkeit befand. Beide Faktoren werden den Wert des Gemäldes steigern.
„Square Saint Pierre à Montmartre sous la Neige“ von Maurice Utrillo (1883-1955), verkauft für 28.000 Euro in unserer Klassische Kunst Auktion im Jahr 2017
Restaurationen
Das Ausmaß und die Qualität jeglicher Restaurationen haben einen erheblichen Einfluss auf den Wert klassischer Gemälde. Einige Sammler sind ausschließlich auf der Suche nach nicht restaurierten Kunstwerken, obwohl diese sich nicht unbedingt negativ auf den Wert auswirken müssen. Um zu bestimmen, in welchem Maße die Restaurationen den Wert Ihres Gemäldes beeinflussen, sollten Sie prüfen, wie hoch die Qualität der Restauration ist, wie sich diese auf das Erscheinungsbild auswirkt und wie stark diese die Struktur und Integrität des Gemäldes verändert. Hochwertige, professionelle Restaurationen beeinflussen den Wert weniger stark, als eine schlecht ausgeführte.
Qualität und Zustand
Diese zwei Faktoren werden häufig verwechselt, weshalb wir sie gemeinsam beschreiben und den Unterschied erklären. Die Qualität bezieht sich darauf, wie das Gemälde hergestellt wurde. Der Zustand bezieht sich darauf, wie gut die verwendeten Materialien erhalten sind. Arbeiten von hoher Qualität führen auch zu einem hohen Wert. Aber mit der Qualität beschreibt man nicht nur die Herstellungsweise (alle Künstler haben gute und schlechte Arbeiten in ihrem Gesamtwert) sondern auch, wie die Qualität der verwendeten Materialien ist. Bei allen Sammlerstücken ist der Zustand ein wichtiger Faktor, der den Wert bestimmt und Kunst bildet da keine Ausnahme. Je besser der Allgemeinzustand, desto höher ist der Wert. Denken Sie aber daran, dass Faktoren wie Qualität und Zustand unter Umständen vollkommen egal sein können. Nämlich dann, wenn ein prominenter K
'Zusjes bij de wieg' von Heinrich Marten Krabbé (1868-1931), verkauft für 1.600 Euro in unserer Klassische Kunst Auktion im Jahr 2017
Markt
Wenn Sie all diese Faktoren gut beleuchtet und geprüft haben, gibt es noch eine entscheidende Sache, auf die man bei klassischen Gemälden achten muss: den aktuellen Markt. Leider ist der Markt sehr anfällig für Veränderungen und Vorhersagen sind entsprechend schwierig. Der Markt spielt jedoch eine signifikante Rolle bei der Wertermittlung. Auch das schönste Gemälde der Welt wird wertlos, wenn es keinen Käufer gibt. Es gibt so viele Faktoren, die sich auf den Markt auswirken. Da ist es wichtig, Trends zu erkennen und den Markt gut zu beobachten. Dinge, die Sie in Bezug auf den Markt klassischer Kunstwerke beachten sollten, sind Thema, Größe, Marktlage und vorherige Verkäufe. Verschiedene Größen und Themen ziehen auch verschiedene Interessenten an. Um das einmal bildlich darzustellen: stellen Sie sich ein 10 Meter hohes Gemälde vor. Der Markt für ein Kunstwerk dieser Größe ist auf die Käufer begrenzt, die überhaupt die Möglichkeit haben, ein so großes Gemälde aufzuhängen. Was auch das Thema dieses Gemäldes ist: den Käufer muss es ausreichend ansprechen, um in ein 10 Meter hohes Werk zu investieren.
Außerdem wirken sich wirtschaftliche Änderungen unmittelbar auf den Kunstmarkt aus. Wenn das verfügbare Durchschnittseinkommen einer Gesellschaft ansteigt, steigt auch die Nachfrage nach Luxusgütern. Und schließlich ist es auch empfehlenswert, Verkaufserlöse der Vergangenheit als Vergleichswert heranzuziehen. So bekommen Sie einen Eindruck von dem zu erwarteten Wert Ihres Gemäldes auf dem aktuellen Kunstmarkt.
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