Interviews

Dachbodengeschichten: Studio Aesse und die Revolution hin zur Online-Kunst

Von Tom | 8. Dezember 2020


Wieder einmal stellen wir einen unserer vielen spannenden Verkäufer vor. In diesem Teil besuchen wir die Galerie Studio Aesse, die sich vor allem um zeitgenössische Kunst und um die Förderung aufstrebender Künstler kümmert. Wir sprechen darüber, wie die Pandemie ihren Umzug in die Online-Welt beschleunigte und zu einem großen Erfolg machte.



„Meine Grundphilosophie ist es, einen Künstler niemals zu stark einzuschränken und ihm seine Freiheit zu lassen", schwärmt Petr, Mitbegründer von Studio Aesse, am Telefon. „Wir gehen Hand in Hand mit unseren Künstlern. Wir haben zwar Kooperationsvereinbarungen, aber möchten die Künstler nicht einengen. Wir verpflichten sie nicht zu einer Abgabemenge. Sie sollen frei sein und so viel, oder so wenig, produzieren, wie sie wollen. Es geht ausschließlich um eins: Der Künstler muss einen Raum haben, in dem er nicht eingeschränkt ist und seiner Inspiration freien Lauf lassen kann".


Ein lobenswerter Ansatz, den die beiden Gründer Petr und Künstler Arn verfolgen. Und obwohl noch nicht lange auf dem Markt, haben die beiden bereits Pionierarbeit auf dem Markt der Kunstgalerien geleistet, vor allem online. „Studio Aesse entstand tatsächlich erst im März 2020, mit dem Aufkommen von COVID-19. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir Arbeiten überall verkauft, zumeist über Catawiki. Im Laufe der Zeit stießen wir auf Masaki Kazushi - der jetzt einer unser Hauptkünstler geworden ist - und begannen, seine Werke auf Catawiki zu verkaufen. Alles lief super, weshalb uns auch die Idee kam, eine Kunstgalerie zu gründen. Aber keine gewöhnliche Galerie, sondern eine, die sich vor allem auf den Online-Markt konzentriert". 



Studio Aesse hat sein Geschäft rein auf das Online-Business ausgerichtet, ein Novum für eine Kunstgalerie

Sie konnten bereits großen Erfolg für sich verbuchen und haben sich als einer der großen Händler auf Catawiki etabliert. Mit erfolgreichen wöchentlichen Auktionen, bei denen die besten ihrer aufstrebenden Künstler vorgestellt wurden, ist es ihnen gelungen, ihre Idee zu festigen und eine echte Galerie aufzubauen. „Wir haben inzwischen über 100 Auktionen mit Catawiki gemacht und dieses Konzept hat sich für uns bewährt. Wir haben wirklich das Gefühl, dass wir hier Teil von etwas Großem sind und dass wir ein gemeinsames Ziel verfolgen".


Die Geschichte hinter der Galerie


„Wir bestehen aus drei Personen: die beiden Gründer, ich und Arn, und meine Frau, die unser gesamtes Marketing und Branding betreibt. Das ist das Team Aesse", erklärt Petr. „Unsere Geschichte ist eine Geschichte der Kreativität und der Kooperation von Unternehmen. Wir haben unseren Sitz in Belgien und sowohl meine Frau, als auch Arn sind Belgier. Eigentlich habe ich ihn zufällig über Freunde kennen gelernt. Wir kamen ins Gespräch und innerhalb eines halben Jahres entstand die Idee für das Studio Aesse". 



Das Studio Aesse war für seine Gründer eine Möglichkeit, ihren künstlerischen Background für die Unterstützung aufstrebender Künstler einzusetzen.

Für eine Galerie, die aus Freundschaft, der Liebe zur Kunst und zum Werk eines einzigen Künstlers entstanden ist, war das Wachstum von Studio Aesse in diesem Jahr wirklich bemerkenswert – vor allem in der aktuellen Wirtschaftslage. Während dieses gefühlvolle Fundament die enge Verbindung von Studio Aesse ermöglicht, besteht kein Zweifel daran, dass der Erfolg des Projekts durch Petrs Geschäftssinn und das Fachwissens seines Teams zum Erfolg führten. 


„Arn hat einen vielschichtigen künstlerischen Hintergrund. Er ist Künstler, Designer und Maler", erklärt Petr. „Er hat stammt aus dem Bereich Design, während ich mehr aus der Geschäftswelt komme. Aber die Kunst ist mir auch nicht fern, da ich aus einer Künstlerfamilie stamme - fünf Generationen von Musikern und Kreativen. Ich stehe der Kunst und den Künstlern im Allgemeinen sehr nahe. Und meine größte Rolle in der Firma besteht darin, interessante neue Künstler anzuziehen und mich um sie zu kümmern".



Petrs Verantwortungsbereich ist die kommerzielle Seite des Geschäfts und das Künstlermanagement, wo er die meiste Zeit damit verbringt, Künstler zu betreuen.

Laut Petr ist das wahrscheinlich die größte Motivation für die Gründung des Unternehmens und ein Beispiel dafür, wie sich das persönliche Ethos der Gründer mit dem Professionellen verbindet. „Während meiner Kindheit war ich täglich von Kreativen umgeben, was mir eine starke Verbindung zur Kunst gab. Aber dieser Umstand verschaffte mir auch ein Verständnis für die Bedürfnisse eines Künstler und einen Einblick in das, was es braucht, um auf dem Markt Erfolg zu haben". 


Den Markt neu erfinden


Was Studio Aesse von traditionellen Galerien unterscheidet, ist der digitale Fußabdruck, den sie hinterlassen. Die Verbindung aus neuen, aufstrebenden Künstlern und dem Online-Handel ist eine drastische Abkehr von der traditionellen Herangehensweise. Die Kunstwelt setzt immer noch massiv auf Galerien und etablierte Künstler. Doch der Ausbruch der Pandemie forcierte nicht nur eine Abkehr von den traditionellen Absatzwegen, sondern Studio Aesse zu einem mutigen Schritt, der ihnen einen großen Vorsprung einbrachte. 



Alle ausgestellten Werke sind frische Arbeiten junger Künstler, was Studio Aesse zu einer ausgezeichneten Anlaufstelle macht, wenn Sie auf der Suche nach einem verborgenen Juwel sind.

„Wir haben uns dieser Online-Idee und Catawiki sehr schnell voll und ganz verschrieben. Wir haben jetzt eine Galerie in Antwerpen, aber unser Verkauf und unsere Ausstellung finden online statt. Wir haben uns auf diesen Markt konzentriert, weil wir zukünftige Möglichkeiten für aufstrebende Künstler online sehen und ihnen diese Chance ermöglichen wollen. Bisher sind wir mit unserer Arbeit an einem Punkt angelangt, an dem die Künstler, die seit Anfang des Jahres mit uns zusammenarbeiten, ihren Lebensstil durch den Kunsthandel finanzieren können, was einfach unglaublich ist.“ 


Ihr frischer Ansatz und ihre Missachtung der Tradition erstreckt sich auch auf die Künstler, mit denen sie zusammenarbeiten. „Als wir uns auf die Suche nach Künstlern machten, war es besonders wichtig, dass sie zu unserer Ideologie passen. Die Künstlerauswahl ist bei uns ein sehr organischer Prozess. Wir scouten sie nicht von Kunstakademien oder Kunstmessen. Wir schauen nicht so sehr darauf, was sie bisher gemacht haben oder wo sie studieren. Tatsächlich sind wir dafür bekannt, dass wir erfolgreichere Künstler abweisen, wenn wir fühlen, dass eine Zusammenarbeit nicht funktionieren wird. Genau das ist es für uns, eine Frage des Gefühls. Es ist interessant zu sehen, was man erschaffen kann und welches Gefühl entsteht, während wir das Kunstwerk betrachten".



Die Kriterien von Studio Aesse an ihre Künstler sind ausschließlich das Potenzial und ihre Fähigkeiten - eine Abkehr von traditionellen Galerien und ihren Anforderungen

Vergangene Erfolge sind für Studio Aesse unwichtig. Die Galerie interessiert sich dafür, wohin sich ein Künstler entwickeln wird. „Ich glaube, die meiste Arbeit, die man als traditionelle Galerie hat, ist sich den Lebenslauf des Künstlers anzusehen. Aber das ist uns nicht so wichtig. Es geht viel mehr darum, was der Künstler kreiert, was ihn umtreibt und wie seine allgemeine Lebensphilosophie aussieht", sagt Petr. „Eine Sache, die wir jedoch anerkennen, ist, dass aufstrebende Künstler keinen Zugang zur einem breiten Kunstmarkt haben, und da können wir helfen. Wir sind hier, um Künstler mit anderen größeren Namen oder Sekundärmärkten in Verbindung zu bringen. Wir bieten ein umfassendes Künstlermanagement und wachsen mit ihnen zusammen. Sei es mit rechtlicher Beratung durch unser Rechtsteam, mit finanzieller Beratung durch unsere Buchhalter, mit Lieferungen und Materialien oder einfach mit unserer emotionalen Unterstützung. Jede Zusammenarbeit, die wir mit unseren Künstlern haben, ist eine echte Partnerschaft". 


Catawiki Stammgäste


Der liberale Ansatz von Studio Aesse hat bei Catawiki inzwischen eine natürliche Heimat gefunden. Ihre Präsenz auf Catawiki hat nicht nur geholfen, eine weitere Einnahmequelle zu erschließen, sondern hat ihnen auch den Raum gegeben, in einem schnelleren Tempo zu starten, als sie es sich je hätten vorstellen können. „Tatsache ist, dass wir erst Ende letzten Jahres ernsthaft mit der Idee einer Online-Galerie begonnen haben. Dank Catawiki waren wir im März startbereit". 



Sie haben jetzt einen Galerieraum in Antwerpen eröffnet, wobei der Großteil ihrer Einnahmen aus Arbeiten stammt, die auf Catawiki versteigert werden.

Die meisten Dinge entstehen aus Zufall und wie zufällig stießen Studio Aesse auf Catawiki. „Wir erfuhren von der Website durch einen Freund, der von einem aufstrebenden Künstler ein Kunstwerk auf Catawiki kaufte. Wir begannen ein paar Nachforschungen anzustellen und der Rest ist Geschichte". Zu der Frage, wie stark sie sich auf Catawiki verlassen, sagt Petr, er könne den Einfluss, den die Website auf ihre Arbeit hatte, nicht hoch genug einschätzen. 


„Es ist wie die Luft zum Atmen für uns und für unsere Künstler. Nein, im Ernst, es ist erstaunlich, was wir mit der Hilfe von Catawiki tun können und was wir erreichen können. Wir waren in der Lage, unser eigenes Unternehmen zu gründen, eine Online-Kunstgalerie einzurichten und diese in nur drei Monaten durch eine physische Galerie zu erweitern. Und nach nur sechs Monaten der Zusammenarbeit mit uns hat es einer unserer Künstler bereits geschafft, aus der Arbeitslosigkeit in die völlige Selbstständigkeit zu gelangen, indem er durch den Verkauf seiner eigenen Kunstwerke ein Unternehmen gegründet hat. Ich denke, dass Catawiki eine erstaunliche Gelegenheit war, weil es jungen Unternehmern und Künstlern wie uns eine Chance gibt".



Der reine Online-Ansatz von Studio Aesse ist neuartig, aber im Jahr 2020 hat er sich für sie gut bewährt.

Während der Pandemie führte das Studio Aesse eine spezielle Auktion mit Catawiki unter dem Titel "The Lockdown Sessions" durch, womit sich der Ansatz wunderbar widerspiegelt. „Der Auftrag, den ich den Künstlern gab, bestand lediglich darin, eine Leinwand, eine Skulptur oder was auch immer sie verwenden wollten, mitzubringen. Ich brachte sie dazu, ihre Gefühle der letzten sechs Monate auszudrücken, indem ich ihnen mehrere Fragen stellte: Was hast du durchgemacht? Worüber möchtest du sprechen? Gib mir einfach deine Emotionen", sagt Petr. „Was wir bekamen, waren einige wirklich emotionale, introvertierte Stücke. Das hat mir gezeigt, zu was Künstler fähig sind, wenn man ihnen ein bisschen Freiheit lässt". 


Die Zukunft der Kunst


Mit Blick auf die Zukunft glaubt Petr, dass mehr Galerien online gehen werden und dass Webseiten wie Catawiki unentbehrlich werden. „Ich denke, letztendlich müssen sich Galerien und das alte Denken generell ändern. Sie müssen wirklich zu ihrer ursprünglichen Idee zurückkehren, die sie aus den Augen verloren haben. Und das bedeutet, einen unterstützenden Raum für Künstler zu schaffen, in dem sie ihre Kunstwerke ausstellen können. So haben die Galerien angefangen. Es ging nicht um Auswahl. Es ging nicht um Machtspiele. Es ging nicht darum, den Markt zu diktieren. Es ging wirklich darum, die Künstler zu unterstützen. Ohne Künstler gibt es keine Galerie, und das ist etwas, was viele Galerien zu vergessen scheinen. Mit der Macht, die sie haben, mit der Bekanntheit, mit den Sammlern, die sie haben, denke ich, dass viele Galerien dazu neigen, zu vergessen, was zuerst kommt. Und das ist die Kunst". 

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