Interviews

Er wusste, dass das Gerät, das er besaß, besonders ist – nur nicht, wie besonders. Unsere Experten änderten das.

Von Anouk Vleugels | 12. Januar 2025

Als der gefeierte niederländische Tonmeister und Produzent Lex van Coeverden vor gut einem Jahrzehnt ein Auktionshaus in London besuchte, entdeckte er ein Stück Musikgeschichte: ein Studer A80 Tonbandgerät, das Ringo Starr in den berühmten Startling Studios in Tittenhurst Park benutzt hatte.

Damals war van Coeverden zufällig auf der Suche nach einem neuen Aufnahmegerät. „Man sagte mir, es habe Ringo Starr gehört, mehr nicht. Aber ich bin mit der Musik der Beatles aufgewachsen, ich habe Abbey Road besucht – also dachte ich, hey, warum nicht?“


Das Studer A80 Tonbandgerät, das einst Ringo Starr gehörte

Die ganze Wahrheit hinter dem ikonischen Gerät erfuhr er erst, als er mit Ariel Cabello und Simone Sedda, zwei Musikexperten von Catawiki, Kontakt aufnahm.

Tittenhurst Park

Sein Studer A80 wurde vor über fünf Jahrzehnten von Eddie Veale modifiziert – dem Tontechniker, der während der prägendsten Zeit der Beatles mit der Kultband zusammengearbeitet hatte. Das Aufnahmegerät wurde Anfang der 1970er Jahre von Ringo Starr in Auftrag gegeben, nachdem er 1973 John Lennons Anwesen Tittenhurst Park gekauft hatte, in dem sich die von ihm gebauten Ascot Sound Studios befanden. ​​


Startling Studios in den 1970ern – das A80 Tonbandgerät ist das zweite von links

Als Ringo Starr das Anwesen erwarb, benannte er es in „Startling Studios“ um und beauftragte natürlich Toningenieur Veale, der die Ascot Sound Studios konzipiert hatte, mit dem Aufbau dieses neuen Aufnahmestudios der nächsten Generation. Aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse über den Aufbau und die Funktionalität des Studios war Veale wie kein anderer in der Lage, Ringos Vision Wirklichkeit werden zu lassen.


So wurde der Sound einer Generation geprägt

„Was dieses Gerät so einzigartig macht, ist, dass es speziell für die Startling Studios entwickelt und modifiziert wurde“, erläutert Cabello. Zum makellosen Zustand des Studer A80 bemerkt er: „Ich habe andere A80 aus dieser Zeit gesehen, aber dieses lässt sich nicht damit vergleichen – es läuft wie ein nagelneues Gerät.“

Das Studio war Schauplatz unzähliger kreativer Sessions, die den Klang einer ganzen Generation prägten. In diesen vier Wänden wurden unvergessliche musikalische Meilensteine wie „Imagine“ von Lennon, „Fly“ von Yoko Ono, „British Steel“ von Judas Priest sowie mehrere von Ringos eigenen Alben aufgenommen.


Ringo Starr in den Jahren 1964 und 1974

Obwohl das Gerät hauptsächlich genutzt wurde, als es in Ringos Besitz war – etwa für sein Album „Old Wave“ aus dem Jahr 1983 – trägt es den unvergänglichen Geist der Ascot Sound Studios in sich, einem Ort, an dem legendäre Künstler mit Sound und Kreativität experimentierten. Dieses Tonbandgerät, ein stiller Zeuge jener glorreichen Zeit, markiert den Übergang von Lennons visionärem Geist zu Ringos einzigartigen Beiträgen zum Erbe des Studios – ein unverzichtbarer Teil der Geschichte der Beatles.

Die Suche nach eindeutigen Beweisen

Die Geschichte ist zweifellos faszinierend. Die Herausforderung? Den unbestreitbaren Beweis zu erbringen, dass dieses Studer A80 Tonbandgerät tatsächlich aus den Startling Studios stammt. „Wir haben Recherchen zur Provenienz des Geräts angestellt und viele Hinweise gefunden – doch was wir brauchten, waren handfeste Beweise“, so Cabello. „Mit Lex’ Hilfe ist es uns gelungen, mit Eddie Veale in Kontakt zu treten. Er bewahrt in seinem Archiv Aufzeichnungen über die Geräte auf, an denen er gearbeitet hat, und wir konnten so die Informationen vergleichen und bestätigen, dass es sich tatsächlich um das vermutete A80 Tonbandgerät handelt.“ 



Nahaufnahme des Studer A80 Tonbandgeräts

Durch die Recherchen gewann van Coeverden eine völlig neue Wertschätzung für das Tonbandgerät, das er bereits seit über zehn Jahren benutzt hatte. „Ich erfahre jeden Tag etwas Neues. Letzte Woche gab mir Simone eine Liste aller Bands, die das Gerät für Aufnahmen nutzten, während es in Ringos Besitz war – ich hatte keine Ahnung davon.“ Auf dieser Liste finden sich neben dem Album „British Steel“ von Judas Priest auch einige Soloalben von Ringo Starr aus der Zeit, etwa „Ringo the 4th“ und „Bad Boy“. Laut Sedda liefen auch einige Alben von Whitesnake und Def Leppard, die ab Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre entstanden sind, bei der Produktion mit hoher Wahrscheinlichkeit über dieses Gerät.


Sie könnten der nächste Besitzer von Ringos Tonbandgerät sein

Das Studer A80 Tonbandgerät wird derzeit versteigert – sein Schätzwert liegt bei 45.000 €. Wer wird ihn wohl als Nächstes besitzen? „Bestimmt jemand, der die Beatles liebt und sich für Musikgeschichte begeistert“, meint van Coeverden. Sedda und Cabello vermuten, dass es jemand aus der Musikbranche sein wird – vielleicht jemand, der ein eigenes Tonstudio hat. Und wer weiß, vielleicht überträgt sich ein Teil musikalischen Magie auf den nächsten Besitzer und wird wieder lebendig. „Pink Floyd nannten das einst ‚den Geist in der Maschine‘“, sagt Cabello. „Wenn man die gesamte Technologie wegnimmt, bleibt nur noch die Seele der Maschine übrig – ein Hauch Mystik, der vielleicht dabei hilft, den nächsten großen Hit zu produzieren.“



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