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Von Tom | 28. August 2020
Der Kimono ist die Nationaltracht Japans und eines der markantesten Kleidungsstücke des Landes. Als modisches Kleidungsstück, das soviel wie „Ding zum Anziehen" bedeutet, gibt es Kimonos seit der Heian-Zeit (794-1193 n.u.Z.) und ist für alle Geschlechter gedacht. Für die Hersteller wiederum war der Kimono so etwas wie eine leere Leinwand, auf der sie einige der zeitlosen Entwürfe rund um das Land und die japanische Kultur erstellen konnten. Aber er diente auch dafür, den Status und die Rolle einer Person in der weitgehend konformistischen und homogenen Gesellschaft abzubilden, vor allem den der Frau. Dieses weltberühmte Kleidungsstück ist ein Lehrbeispiel in Sachen Handwerk und Kulturgeschichte, wie unsere Experten für japanische Kunst Cristina Ortega, Giovanni Bottero und Surya Rutten erklären.
Bei einem Spaziergang durch den Gion-Distrikt von Kyoto oder den Geisha-Distrikt von Kanazawa kann man einige wenige Einblicke in die Kimono-Kultur des heutigen Japans erhaschen. In diesen Gegenden kann man noch Geishas und ihre Lerngeishas, sogenannte „Maikos“, beobachten, wie sie in ihren wallenden Gewändern durch das Labyrinth voller Teehäuser spazieren. Obwohl der Kimono ein Kleidungsstück ist, dass fest in der japanischen Gesellschaft verankert ist, wird es heutzutage immer weniger getragen. Dennoch: Kimonos sind beständig, wie ihre Geschichte zeigt.
Der Kimono hatte in seiner Geschichte viele Entwicklungsschritte und erhielt seinen Namen erst während der Meiji-Periode (1868-1912). Erstmals während der Heian-Periode eingeführt, war er ein einfacher Stoffschnitt, den sich Männer und Frauen über ihren Körper drapierten. Er wurde oft zusammen mit dem Hakama getragen, eine Art Hosenrock, der aus der chinesischen Kultur entlehnt wurde. In der Kamakura-Periode (1185-1333 n.u.Z.) wurden Kimonos dann mit einem Obi, einer breiten Schärpe, getragen und hatten sich für viele Japaner zur täglichen Kleidung entwickelt. Die gleiche Zeit, in der die schönen Aufdrucke nicht mehr nur als Dekor dienten, sondern auch eine Aussage über den Gesellschaftsstand des Trägers verrieten.
„Der Obi verrät einem viel über den Träger", erklärt Cristina. „In erster Linie diente er natürlich dazu, den Kimono zu binden. Aber die Art und Weise wie sie geknotet wurden, unterschied sich je nach Träger, Anlass, Jahreszeit und sogar je nach Generation oder sozialem Status. So wird der Knoten zum Beispiel immer auf dem Rücken getragen, denn ausschließlich Sexarbeiterinnen würden ihn vorne tragen".
Dennoch wurde der Kimono zu jener Zeit weitgehend als Unisex-Kleidungsstück betrachtet und damals Kosode (was „kurze Ärmel" bedeutet) genannt. Kurz vor der Meiji-Periode setzte sich der Trend durch, mehrere Schichten Stoff anzuziehen. Manche Ensemble bestanden aus bis zu 12 Schichten (jūnihitoe), wobei sich die Mehrheit auf handlichere fünf oder sechs Schichten beschränkte.
Mit dem Anbruch der Edo-Periode wandelte sich der Kimono von der einfachen Kleidung zu einem Dreh- und Angelpunkt der japanischen Gesellschaft. Eines der schönsten Merkmale des Kimonos war, dass er bis dato in Bezug auf Schnitt und Design sehr einheitlich war. „Im Westen war die Entwicklung der Mode oft von veränderten Schnitten und der Herstellungsweise beeinflusst. Der Schnitt des Kimonos hat sich, mit seiner weiten T-Form, nie geändert, was dazu führte, dass Farben und Aufdrucke eine weitaus wichtigere Rolle spielten, wenn man sich von seiner Umwelt unterscheiden und individualisieren wollte", erklärt Giovanni.
Jeder trug in Japan Kimonos, und wegen des einheitlichen Schnitts, waren Farben und Aufdrucke die einzige Möglichkeit, sich zu unterscheiden
Im Laufe der Zeit wurde der Kimono zu einem Sinnbild der japanischen Weiblichkeit. Frauen wurden als Repräsentantinnen des Haushalts betrachtet. Sie sind die sittsamem Gestalten, die zu Hause auf ihre Männer warten und die Männer definierten sich über harte Arbeit und Krieg. Kimonos entsprachen der darstellerischen Rolle, die Frauen in der Gesellschaft spielen mussten - sie waren, im Gegensatz zu den männlichen Ausführungen, elegante, schöne und zurückhaltende Kostüme – aber zugleich auch eines der wenigen Ausdrucksmittel, über die sich Frauen positionieren konnten.
„Kimonos spiegelten den Familienstand einer Frau wieder", erklärt Surya. „Unverheiratete Frauen trugen einen Furisode mit langen Ärmeln und farbigen Motiven, die über das gesamte Kleidungsstück verteilt sind. Eine verheiratete Frau hingegen trug einen Kimono mit kürzeren Ärmeln und einem Motiv am unteren Ende oder an den Ärmelspitzen, je nach Anlass", erklärt Surya.
Die Motive auf den Kimonos spielten eine immer größere Rolle in der Gesellschaft. „Es wurde üblich, dass Ukiyo-e Künstler die Geschichte ihrer Holzschnitte anhand der Kleidung erzählten“, sagt Surya. „Und in Theaterstücken waren Kimonos wichtig, um das Publikum über die Rolle und die Gefühle des Darstellers zu informieren". Ukiyo-e-Künstler halfen sogar dabei, eine Bücherreihe zum Kimonodesign, bekannt als Hinagata bon, herauszubringen, die dann als Entwurf zur Herstellung verwendet wurde.
Dieser Druck zeigt die Kurtisane Kagawa aus dem Freudenhaus Inamotoya
Der Kimono erlaubt weiterhin einen kurzen Einblick in das japanische Leben. Als sich das Land 1854 der Welt öffnete, war der Kimono eines der ersten Dinge, zu denen sich der Westen hingezogen fühlte. Für Ausländer war er die Visualisierung der japanischen Kultur. Mit der raschen Modernisierung Japans, wurde er von immer weniger Männern getragen, während die Frauen ermutigt wurden, damit fortzufahren.
Die Geschichte des Kimonos ist keine einfache. In den letzten Jahrhunderten wurde er von Frauen auf verschiedenste Weisen neu erfunden und zurückerobert. Zum Beispiel von Yayoi Kusama, die einen goldenen Kimono benutzte, um ihren Außenseiterstatus innerhalb der Pop-Art-Bewegung der 1980er Jahre zu demonstrieren, bis hin zu Megumi Igarashis, die den Kimono zum Teil ihrer provokativen Kunst gemacht hat. Dennoch steht der Kimono immer noch für die Vergangenheit und die Frauen bestehen als sein Sprachrohr fort - eine leise andauernde Erinnerung daran, dass Japans Identität am besten durch das Gesehene und nicht durch das Gesagte verstanden werden kann.
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