Signed; Greg Girard - Under Vancouver 1972-1982 - 2017

Greg Girards Fotografien von Vancouver aus den 1970er und frühen 1980er Jahren zeigen die letzten Tage der Stadt als Hafenstadt am Ende der Eisenbahnlinie. Kurz nachdem Vancouver vom internationalen Publikum wahrgenommen wurde (Expo 86 gilt allgemein als der entscheidende Moment), begann die Stadt, sich als urbaner Ferienort vor der Haustür der Natur neu zu gestalten und zog als Ziel für Immobilieninvestitionen Aufmerksamkeit auf sich. Zu dieser Zeit, lange vor den Sicherheitsbedenken nach 9/11, die den Arbeitshafen vom Stadtzentrum abschirmten, endeten viele Straßen im Zentrum und im Osten Vancouvers am Wasser, einem Gebiet mit Fischereihäfen, Frachthäfen sowie Bars und Cafés für Hafenarbeiter und Seeleute. Pfandhausfenster im Stadtzentrum zeigten Außenborder, Kettensägen und Angelausrüstung. Während er durch diese Straßen wanderte und in günstigen Hotels lebte, fotografierte Girard die Alltagswelt der Stadt, in der er aufwuchs – sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Die Fotos in 'Under Vancouver 1972–1982' entstanden, bevor Girard seinen Lebensunterhalt als Magazinfotograf verdiente und später eine formale künstlerische Praxis aufbaute. Sie offenbaren ein frühes Interesse an Verborgenen und Übersehenen, die Nutzung von Farbfilm bei Nacht sowie die vertiefte fotografische Untersuchung eines bestimmten Ortes – alles Merkmale, die späteren Büchern wie 'City of Darkness' und 'City of Darkness Revisited' (über die berüchtigte Kowloon Walled City), 'Phantom Shanghai' und 'Hanoi Calling' eigen waren. 'Under Vancouver 1972–1982' ist die erste umfassende Sammlung von Girards frühen Fotografien Vancouvers. Sie entstanden im Moment, sind die frühesten Arbeiten eines jungen Fotografen, der sich oft mit der Unterseite der Stadt beschäftigte, und bilden heute eine unbeabsichtigte fotografische Dokumentation eines Vancouver, das fast vollständig verschwunden ist.