Italienische Schule (XVII) - Heiliger Josef mit dem Jesuskind






Absolvierte als französische Auktionatorin und arbeitete in der Bewertungsabteilung von Sotheby’s Paris.
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Heiliger Josef mit dem Jesuskind — mögliche Rubens-Werkstatt? (auch italienische Schule als Alternative)
Jesus mit seinem Vater Josef von Nazaret Jesus mit seinem Vater Josef von Nazaret Darstellung des kindlichen Jesus Christus mit seinem greisen Ziehvater Josef in inniger Zugewandtheit, links hinter dem nackten Jesusknaben ist ein Attribut Josefs in Gestalt einer weißen Lilie als Symbol der Reinheit und Keuschheit abgebildet, gering pastose, religiöse Genremalerei, Öl auf Leinwand, 17. Jahrhundert, unsigniert, auf Karton doubliert und auf altem Spannrahmen (holzwurmstichig) montiert, Craquelure, nachgedunkelte Retuschen, etwas restaurierungsbedürftig, in Berliner Leiste (bestoßen) gerahmt, Falzmaße ca. 98 x 83 cm.
Kurzfassung (Vorläufige Einschätzung)
Das Gemälde ist nach meiner Sichtung ein qualitätsvolles barockes Werk mit auffälligen stilistischen Merkmalen, die in zwei großen Interpretationslinien gelesen werden können:
1. Flämische Schule / Rubens-Umkreis (Werkstatt / Schüler / Kopist): Anatomische Kraft, warme Fleischfarben, pastoser Duktus in den Tonwerten der Haut sowie die lebendige, bewegte Formgebung der Beine und Hände zeigen deutliche Parallelen zu Rubens und seinem Schülerkreis (u. a. Van Dyck, Jordaens). Die Modellierung ist plastisch, fleischlich, das Inkarnat sehr nuanciert — das sind Kennzeichen flämischer Barockmalerei.
2. Südliche/Italienische Schule (Neapel / Rom): Die enge, intime Andachtsszene, das tiefe Dunkel des Hintergrunds und die Verwendung von warmem Ocker- und Rotton sowie die Chiaroscuro-Behandlung lassen sich ebenso in italienische Werkstätten einordnen. Manche Formulierungen (ruhigerer Pinselduktus in Teilen, glattere Firnisschicht) unterstützen diese Lesart.
Entscheidend: Ohne technische Analysen (Materialkunde, Pigmentprüfung, Infrarot/Ultraviolett, Dendrochronologie/Leinwandstoffanalyse, Röntgen/IRR) ist eine sichere Zuschreibung nicht verantwortbar. Die vorliegenden stilistischen Indizien rechtfertigen aber eine vertiefte Forschung mit dem Ziel, Rubens/Werkstatt ernsthaft in Betracht zu ziehen.
1. Detaillierte stilistische Argumentation (Pro Rubens / Flämischer Kontext)
1.1 Plastische Modellierung & Inkarnat
• Fleischliche Plastizität: Die modellhafte Ausformung von Oberschenkeln, Wangen und Händen mit warmen, rötlich-rosigen Halbtönen, durchsetztem Licht und weichen Schatten entspricht der Auffassung von Körperlichkeit, wie sie bei Peter Paul Rubens (1577–1640) und seinem Kreis zentral ist.
• Lasierende und pastose Verbindung: Rubens’ Atelier arbeitete häufig mit einer Kombination aus fein lasierten Untermalungen und pastosen Schichten zur Hervorhebung von Fleischlichkeit. In Ihrem Bild sind Stellen mit pastoser Auftragung erkennbar (insb. Gewand-Partien und Tondicken an den Beinen).
1.2 Kompositorische Merkmale
• Dynamik der Figurengruppe: Die leichte Drehung der Köpfe, die Nähe und Gestik erinnern an intime Andachtskompositionen, wie sie Rubens in kleineren Studien und Entwürfen für größere Altarwerke ausarbeitete.
• Behandlung des Hintergrunds: Tiefe Dunkelheit, die die Figuren plastisch hervortreten lässt, ist ein Mittel, das Rubens und seine Nachfolger bevorzugten, um dramatische Präsenz zu schaffen.
1.3 Maltechnische Anklänge an Flämische Arbeitsweise
• Farbwahl: Warmes Ockergelb, Siena-Rot, sattes Umbra in Verbindung mit leuchtenden Hauttönen — eine typische Mischpalette des flämischen Barock.
• Pinselduktus an den Beinen: Die Art, wie Muskeln durch breite Striche modelliert werden, erinnert an Skizzen- und Atelierpraktiken, in denen Assistenzteilnehmer von Rubens (z. B. van Dyck in seinen frühen Jahren) die Figurenpartien ausformten.
1.4 Motivik: Josef als frommer Beschützer
• Rubens und sein Umfeld produzierten vielfach religiöse Andachtsbilder mit betonter Emotionalität — die Ikonografie passt hervorragend in diesen Kontext.
2. Argumente für die italienische Schule (Kontra Rubens / unterstützende Punkte)
2.1 Glätte in Partien & feinere Retuschen
• Einige Bildteile (z. B. die sehr behutsame Ausführung der Augenpartien, leichte Zurücknahme von Malstockuren) wirken gezielter „veredelt“ als typische Werkstattprodukte — dies ist oft bei italienischen Hof- oder Privatmalern des 17. Jh. zu finden.
2.2 Kompositionale Zurückhaltung
• Während Rubens oft große Bewegungsdramaturgien entwickelte, erscheint Ihr Gemälde in der Gesamtwirkung ruhiger, kontemplativer — eine Eigenschaft, die etwa zu römisch-neapolitanischen Andachtsarten passt (z. B. Werkstatt-traditionen, die Guido Reni-Anklänge aufweisen).
2.3 Lokale Materialunterschiede
• Ohne Analyse schwer zu belegen, aber Leinwandaufbau, Grundierungsschicht und Alterungscharakteristika zeigen in ersten Betrachtungen Merkmale, die in südlichen Ateliers (Italien) nicht untypisch sind.
3. Was spricht konkret für / gegen eine Werkstatt-Zuschreibung an Rubens?
Pro
• Plastische Modellierung, Inkarnat, Pastosität.
• Akademische Sicherung in Anatomie und Handwerk.
• Atmosphäre, die Rubens’ Vorliebe für sinnliche Religiosität teilt.
Contra
• Fehlende Signatur oder dokumentierte Provenienz, die Rubens-Attribution stützen würde.
• Werkstatt Rubens ist sehr umfangreich: viele hochwertige Kopien/Versionen kursierten; ohne Materialanalyse bleiben Zuschreibungen spekulativ.
• Manche Partien (feine Ausführung, Retusche) sind qualitativ inhomogen — typisch für Werke aus größeren Ateliers mit mehreren Händen, aber auch typisch für Kopisten.
4. Wissenschaftliche Prüfungen: Vorgehensweise zur Klärung (empfohlen, prioritäre Reihenfolge)
1. Dendro-/Gewebeanalyse / Leinwandfadenanalyse
→ Datierung der Leinwand-Faser, Herkunftscharakteristika der Leinwandbindung. Flämische Leinen sind oft anders als italienische Tuche.
2. Infrarot-Reflektographie (IRR)
→ Sichtbarmachung von Unterzeichnungen, Änderungen (pentimenti). Rubens/Werkstatt hinterließen oft lebhafte Zeichnungen/Änderungen, Van Dyck eigene Unterzeichnungen.
3. Röntgenfluoreszenz (XRF) & Elementaranalyse
→ Bestimmung der Pigmente (z. B. Bleiweiß, Zinnweiß, natürliche Ultramarin vs. Azurit, realgar, etc.). Bestimmte Pigmentkombinationen können geografische Zuordnungen unterstützen.
4. Mikroskopische Querschnittanalyse (Farbschichtaufbau)
→ Rekonstruktion der Schichtfolge (Untermalung, Lasuren, Schlussfirnis): typisch flämische Schichtsysteme weichen von italienischen ab.
5. Infrarot-False-Color / UV-Licht-Untersuchung
→ Aufspürung von Retuschen, späteren Überarbeitungen.
6. Materialdatierung (C14) — nur in Ausnahmefällen
→ Bei Holzkonsumenten; bei Leinwand oft nicht effektiv.
7. Provenienz-Recherche in Archivbeständen & Vergleich mit bekannten Werkblättern
→ Abgleich mit Katalogen raisonnés (Rubens, Van Dyck), Museumskatalogen, Inventare.
5. Vergleich mit Werken von Rubens / Van Dyck — welche Hinweise suchen wir in der Bildsprache?
• Unterzeichnung: Rubens-Atelier zeigt häufig energische, kohärente Unterzeichnungen; Van Dyck oft elegantere, lineare Unterzeichnungen. IRR kann hier entscheiden.
• Impasto-Setzungen: Rubens’ Stellen sind oft fett, mit bewegter Pinselführung — wieder vergleichbar mit Ihren Beinen.
• Farben: Rubens nutzte reich Ultramarin (teuer) in Kombination mit Erd- und Rottönen; Van Dyck arbeitete oft subtiler mit Lasuren. Pigmentanalyse gibt Aufschluss.
6. Marktliche Einordnung (angepasst an Zuschreibungsszenarien)
Wichtig: Marktpreise variieren stark nach Zuschreibung (Meisterwerk Rubens vs. Werkstattstück vs. Kopie). Die folgende Auflistung gibt grobe Bandbreiten als Orientierung.
7. Konservatorische Empfehlungen (umgehend)
1. Keine Entfernung oder mechanische Bearbeitung durch Laien.
2. Fotodokumentation in hoher Auflösung (Detailaufnahmen, Randsicht, Rückseite).
3. Voruntersuchung: UV-Licht und Makroskopie — sichtbare Retuschen/Übermalungen lokalisieren.
4. Falls gewünscht: Angebot einer vollständigen technischen Untersuchung (IRR, XRF, Schichtquerschnitt) in Abstimmung mit einem konservatorischen Labor.
5. Nach Analysen: gereinigter, stabilisierter Firnis; ggf. minimal invasive Retuschen (in reversibler Technik).
8. Provenienz & Fotografische Dokumentation
• Rückseitige Markierungen (Bleistift, Notizen) sorgfältig transkribieren; oft verweisen Inventarnummern oder alte Sammlervermerke auf Ausstellungen/Inventare.
• Fotos von Rand, Keilrahmen, Nahtstellen sind wichtig (beifügen).
• Suche in Auktions- und Museumsdatenbanken (Katalogues raisonnés Rubens/Van Dyck) ist sinnvoll, um Parallelen oder Kopien zu finden.
9. Fazit — wissenschaftlich abgesicherte Empfehlung
• Die vorliegenden stilistischen Indizien rechtfertigen eine ernsthafte Prüfung auf Verbindung zum Rubens-Umkreis. Die plastische Modellierung, das Inkarnat und der pastose Duktus sind starke Indikatoren, die in Kombination mit technischen Analysen eine mögliche Werkstatt-Zuschreibung weiter untermauern oder ausschließen können.
• Handlungsempfehlung: Sofortige technische Untersuchung (IRR, Pigmentanalyse, Schichtaufbau), dann erneute kunsthistorische Zuordnung auf Grundlage der gewonnenen Daten.
• Wenn die Analysen Rubens-Atelier oder einen direkten Schülerkreis stützen, ändert dies die marktliche Wertschätzung drastisch (siehe Tabelle). Andernfalls bleibt es ein hochwertiges barockes Andachtsbild mit regionaler Zuordnung (Italien/Flamen) und entsprechend mittlerem Marktwert.
Zum Wert:
Zuschreibung
Richtwert (geschätzt)
Meisterwerk Peter Paul Rubens (authentisch)
6-20+ Mio. € (sehr selten, nur bei top-begründeter Provenienz)
Werkstatt Rubens / Atelier (qualitativ hoch)
100.000 – 800.000 €
Schülerkreis / Nachfolge (z. B. frühe Van Dyck-Hand)
20.000 – 180.000 €
Hochwertige Kopie (17./18. Jh.) / Flämischer oder Italienischer Kopist
2.000 – 25.000 €
Heiliger Josef mit dem Jesuskind — mögliche Rubens-Werkstatt? (auch italienische Schule als Alternative)
Jesus mit seinem Vater Josef von Nazaret Jesus mit seinem Vater Josef von Nazaret Darstellung des kindlichen Jesus Christus mit seinem greisen Ziehvater Josef in inniger Zugewandtheit, links hinter dem nackten Jesusknaben ist ein Attribut Josefs in Gestalt einer weißen Lilie als Symbol der Reinheit und Keuschheit abgebildet, gering pastose, religiöse Genremalerei, Öl auf Leinwand, 17. Jahrhundert, unsigniert, auf Karton doubliert und auf altem Spannrahmen (holzwurmstichig) montiert, Craquelure, nachgedunkelte Retuschen, etwas restaurierungsbedürftig, in Berliner Leiste (bestoßen) gerahmt, Falzmaße ca. 98 x 83 cm.
Kurzfassung (Vorläufige Einschätzung)
Das Gemälde ist nach meiner Sichtung ein qualitätsvolles barockes Werk mit auffälligen stilistischen Merkmalen, die in zwei großen Interpretationslinien gelesen werden können:
1. Flämische Schule / Rubens-Umkreis (Werkstatt / Schüler / Kopist): Anatomische Kraft, warme Fleischfarben, pastoser Duktus in den Tonwerten der Haut sowie die lebendige, bewegte Formgebung der Beine und Hände zeigen deutliche Parallelen zu Rubens und seinem Schülerkreis (u. a. Van Dyck, Jordaens). Die Modellierung ist plastisch, fleischlich, das Inkarnat sehr nuanciert — das sind Kennzeichen flämischer Barockmalerei.
2. Südliche/Italienische Schule (Neapel / Rom): Die enge, intime Andachtsszene, das tiefe Dunkel des Hintergrunds und die Verwendung von warmem Ocker- und Rotton sowie die Chiaroscuro-Behandlung lassen sich ebenso in italienische Werkstätten einordnen. Manche Formulierungen (ruhigerer Pinselduktus in Teilen, glattere Firnisschicht) unterstützen diese Lesart.
Entscheidend: Ohne technische Analysen (Materialkunde, Pigmentprüfung, Infrarot/Ultraviolett, Dendrochronologie/Leinwandstoffanalyse, Röntgen/IRR) ist eine sichere Zuschreibung nicht verantwortbar. Die vorliegenden stilistischen Indizien rechtfertigen aber eine vertiefte Forschung mit dem Ziel, Rubens/Werkstatt ernsthaft in Betracht zu ziehen.
1. Detaillierte stilistische Argumentation (Pro Rubens / Flämischer Kontext)
1.1 Plastische Modellierung & Inkarnat
• Fleischliche Plastizität: Die modellhafte Ausformung von Oberschenkeln, Wangen und Händen mit warmen, rötlich-rosigen Halbtönen, durchsetztem Licht und weichen Schatten entspricht der Auffassung von Körperlichkeit, wie sie bei Peter Paul Rubens (1577–1640) und seinem Kreis zentral ist.
• Lasierende und pastose Verbindung: Rubens’ Atelier arbeitete häufig mit einer Kombination aus fein lasierten Untermalungen und pastosen Schichten zur Hervorhebung von Fleischlichkeit. In Ihrem Bild sind Stellen mit pastoser Auftragung erkennbar (insb. Gewand-Partien und Tondicken an den Beinen).
1.2 Kompositorische Merkmale
• Dynamik der Figurengruppe: Die leichte Drehung der Köpfe, die Nähe und Gestik erinnern an intime Andachtskompositionen, wie sie Rubens in kleineren Studien und Entwürfen für größere Altarwerke ausarbeitete.
• Behandlung des Hintergrunds: Tiefe Dunkelheit, die die Figuren plastisch hervortreten lässt, ist ein Mittel, das Rubens und seine Nachfolger bevorzugten, um dramatische Präsenz zu schaffen.
1.3 Maltechnische Anklänge an Flämische Arbeitsweise
• Farbwahl: Warmes Ockergelb, Siena-Rot, sattes Umbra in Verbindung mit leuchtenden Hauttönen — eine typische Mischpalette des flämischen Barock.
• Pinselduktus an den Beinen: Die Art, wie Muskeln durch breite Striche modelliert werden, erinnert an Skizzen- und Atelierpraktiken, in denen Assistenzteilnehmer von Rubens (z. B. van Dyck in seinen frühen Jahren) die Figurenpartien ausformten.
1.4 Motivik: Josef als frommer Beschützer
• Rubens und sein Umfeld produzierten vielfach religiöse Andachtsbilder mit betonter Emotionalität — die Ikonografie passt hervorragend in diesen Kontext.
2. Argumente für die italienische Schule (Kontra Rubens / unterstützende Punkte)
2.1 Glätte in Partien & feinere Retuschen
• Einige Bildteile (z. B. die sehr behutsame Ausführung der Augenpartien, leichte Zurücknahme von Malstockuren) wirken gezielter „veredelt“ als typische Werkstattprodukte — dies ist oft bei italienischen Hof- oder Privatmalern des 17. Jh. zu finden.
2.2 Kompositionale Zurückhaltung
• Während Rubens oft große Bewegungsdramaturgien entwickelte, erscheint Ihr Gemälde in der Gesamtwirkung ruhiger, kontemplativer — eine Eigenschaft, die etwa zu römisch-neapolitanischen Andachtsarten passt (z. B. Werkstatt-traditionen, die Guido Reni-Anklänge aufweisen).
2.3 Lokale Materialunterschiede
• Ohne Analyse schwer zu belegen, aber Leinwandaufbau, Grundierungsschicht und Alterungscharakteristika zeigen in ersten Betrachtungen Merkmale, die in südlichen Ateliers (Italien) nicht untypisch sind.
3. Was spricht konkret für / gegen eine Werkstatt-Zuschreibung an Rubens?
Pro
• Plastische Modellierung, Inkarnat, Pastosität.
• Akademische Sicherung in Anatomie und Handwerk.
• Atmosphäre, die Rubens’ Vorliebe für sinnliche Religiosität teilt.
Contra
• Fehlende Signatur oder dokumentierte Provenienz, die Rubens-Attribution stützen würde.
• Werkstatt Rubens ist sehr umfangreich: viele hochwertige Kopien/Versionen kursierten; ohne Materialanalyse bleiben Zuschreibungen spekulativ.
• Manche Partien (feine Ausführung, Retusche) sind qualitativ inhomogen — typisch für Werke aus größeren Ateliers mit mehreren Händen, aber auch typisch für Kopisten.
4. Wissenschaftliche Prüfungen: Vorgehensweise zur Klärung (empfohlen, prioritäre Reihenfolge)
1. Dendro-/Gewebeanalyse / Leinwandfadenanalyse
→ Datierung der Leinwand-Faser, Herkunftscharakteristika der Leinwandbindung. Flämische Leinen sind oft anders als italienische Tuche.
2. Infrarot-Reflektographie (IRR)
→ Sichtbarmachung von Unterzeichnungen, Änderungen (pentimenti). Rubens/Werkstatt hinterließen oft lebhafte Zeichnungen/Änderungen, Van Dyck eigene Unterzeichnungen.
3. Röntgenfluoreszenz (XRF) & Elementaranalyse
→ Bestimmung der Pigmente (z. B. Bleiweiß, Zinnweiß, natürliche Ultramarin vs. Azurit, realgar, etc.). Bestimmte Pigmentkombinationen können geografische Zuordnungen unterstützen.
4. Mikroskopische Querschnittanalyse (Farbschichtaufbau)
→ Rekonstruktion der Schichtfolge (Untermalung, Lasuren, Schlussfirnis): typisch flämische Schichtsysteme weichen von italienischen ab.
5. Infrarot-False-Color / UV-Licht-Untersuchung
→ Aufspürung von Retuschen, späteren Überarbeitungen.
6. Materialdatierung (C14) — nur in Ausnahmefällen
→ Bei Holzkonsumenten; bei Leinwand oft nicht effektiv.
7. Provenienz-Recherche in Archivbeständen & Vergleich mit bekannten Werkblättern
→ Abgleich mit Katalogen raisonnés (Rubens, Van Dyck), Museumskatalogen, Inventare.
5. Vergleich mit Werken von Rubens / Van Dyck — welche Hinweise suchen wir in der Bildsprache?
• Unterzeichnung: Rubens-Atelier zeigt häufig energische, kohärente Unterzeichnungen; Van Dyck oft elegantere, lineare Unterzeichnungen. IRR kann hier entscheiden.
• Impasto-Setzungen: Rubens’ Stellen sind oft fett, mit bewegter Pinselführung — wieder vergleichbar mit Ihren Beinen.
• Farben: Rubens nutzte reich Ultramarin (teuer) in Kombination mit Erd- und Rottönen; Van Dyck arbeitete oft subtiler mit Lasuren. Pigmentanalyse gibt Aufschluss.
6. Marktliche Einordnung (angepasst an Zuschreibungsszenarien)
Wichtig: Marktpreise variieren stark nach Zuschreibung (Meisterwerk Rubens vs. Werkstattstück vs. Kopie). Die folgende Auflistung gibt grobe Bandbreiten als Orientierung.
7. Konservatorische Empfehlungen (umgehend)
1. Keine Entfernung oder mechanische Bearbeitung durch Laien.
2. Fotodokumentation in hoher Auflösung (Detailaufnahmen, Randsicht, Rückseite).
3. Voruntersuchung: UV-Licht und Makroskopie — sichtbare Retuschen/Übermalungen lokalisieren.
4. Falls gewünscht: Angebot einer vollständigen technischen Untersuchung (IRR, XRF, Schichtquerschnitt) in Abstimmung mit einem konservatorischen Labor.
5. Nach Analysen: gereinigter, stabilisierter Firnis; ggf. minimal invasive Retuschen (in reversibler Technik).
8. Provenienz & Fotografische Dokumentation
• Rückseitige Markierungen (Bleistift, Notizen) sorgfältig transkribieren; oft verweisen Inventarnummern oder alte Sammlervermerke auf Ausstellungen/Inventare.
• Fotos von Rand, Keilrahmen, Nahtstellen sind wichtig (beifügen).
• Suche in Auktions- und Museumsdatenbanken (Katalogues raisonnés Rubens/Van Dyck) ist sinnvoll, um Parallelen oder Kopien zu finden.
9. Fazit — wissenschaftlich abgesicherte Empfehlung
• Die vorliegenden stilistischen Indizien rechtfertigen eine ernsthafte Prüfung auf Verbindung zum Rubens-Umkreis. Die plastische Modellierung, das Inkarnat und der pastose Duktus sind starke Indikatoren, die in Kombination mit technischen Analysen eine mögliche Werkstatt-Zuschreibung weiter untermauern oder ausschließen können.
• Handlungsempfehlung: Sofortige technische Untersuchung (IRR, Pigmentanalyse, Schichtaufbau), dann erneute kunsthistorische Zuordnung auf Grundlage der gewonnenen Daten.
• Wenn die Analysen Rubens-Atelier oder einen direkten Schülerkreis stützen, ändert dies die marktliche Wertschätzung drastisch (siehe Tabelle). Andernfalls bleibt es ein hochwertiges barockes Andachtsbild mit regionaler Zuordnung (Italien/Flamen) und entsprechend mittlerem Marktwert.
Zum Wert:
Zuschreibung
Richtwert (geschätzt)
Meisterwerk Peter Paul Rubens (authentisch)
6-20+ Mio. € (sehr selten, nur bei top-begründeter Provenienz)
Werkstatt Rubens / Atelier (qualitativ hoch)
100.000 – 800.000 €
Schülerkreis / Nachfolge (z. B. frühe Van Dyck-Hand)
20.000 – 180.000 €
Hochwertige Kopie (17./18. Jh.) / Flämischer oder Italienischer Kopist
2.000 – 25.000 €
